Der falsche Hund am falschen Platz
"Es ist gut, wenn der Hund ein Freund ist.
Es ist schlecht, wenn der Freund ein Hund ist."
(Jacob Pemmer)
Leider ist artgerechte Hundehaltung und ein natürliches Miteinander von Mensch und Hund immer seltener anzutreffen. In Wirklichkeit wird der Hund oft zum Objekt degradiert, zum Erfüllungsgehilfen fragwürdiger menschlicher Wünsche. Der Hund selbst ist nur noch lästiges Beiwerk. Sicher - wir alle haben Wünsche und Sehnsüchte. Emotionen sind schön, Emotionen sind menschlich. Gefährlich wird es für den Hund aber dann, wenn Hundekäufer aus dem Bauch heraus handeln und sich ausschließlich von Emotionen und irrationalen Vorstellungen leiten lassen. Wenn die Ratio bei der Anschaffung eines Hundes zu kurz kommt hat das unweigerlich Folgen für die Beziehung zwischen Mensch und Hund.
Das fängt schon bei den Modehunden an, die aus einem spontanen Entschluss heraus gekauft werden, weil man auch so einen tollen Hund wie in Film und Fernsehen haben will (Lassie, Benji, Rex, Dalmatiner oder Border Collie). Andere Hunde werden von ihren Besitzern instrumentalisiert, müssen als Renommierobjekt herhalten (der teure Rassehund zum Mercedes), als Schauobjekt (Ausstellungshunde, die unter den bizarren Schönheitsidealen ihrer "Schöpfer" leiden), als bellende Alarmanlage oder Biowaffe (der Hund, der Angst macht bzw. Respekt verschaffen soll), als "Nutztier" (der Hund, der angekettet oder im Zwinger sein jämmerliches Dasein fristet), als Sportgerät (der Gebrauchshund, der seinem Hundeführer zu Pokalen und Anerkennung "verhilft"), als lebendes Aushängeschild einer Weltanschauung (der Mischling, der die "alternative" Einstellung seines Halters vermitteln soll) oder der "lustige" Wuschel als immer verfügbares Spiel-Zeug für die Kinder. Manche Hunde dienen als Partnerersatz, der auf Frauchens Schoß sitzt und in Frauchens Bett schläft (Motto: Hunde sind die besseren Menschen). Und oft genug dienen Hunde auch als niedlicher Kindersatz, an dem Menschen ihr Brutpflegeverhalten austoben, führen ein hundeunwürdiges Leben als Fetisch falsch verstandener Tierliebe.
Als Gegenstück dazu sollte man auch die vergewaltigten Hunde nicht vergessen, die durch rüde Erziehungsmethoden zum Sklaven gemacht werden, die das marode Ego des Besitzers aufpolieren sollen als Ausgleich für berufliches Versagen. Oder auch die Hunde, die zum Omegatier gemacht werden, zum Prügelknaben der Familienmeute, die als Ableiter für Frustrationen herhalten müssen ...
Doch der Hund ist das Spiegelbild seiner Haltungsbedingungen. Wenn all diese "enthundlichten" Hunde dann nicht so funktionieren wie Menschen sich das vorstellen, werden fadenscheinige Gründe vorgeschoben und der "nichtsnutzig" gewordene Hund "schweren Herzens" "umständehalber" ins Tierheim abgeschoben. Der Mensch bzw. Unmensch wird des Hundes überdrüssig und entledigt sich dessen wie von einem Gebrauchsgegenstand ... Man kann einen Hund nicht ausrangieren wie ein unpassendes Möbel- oder Kleidungsstück! Und der Narzismus geht noch weiter, wenn sich hinter Tierliebe Egoismus versteckt. Sind die "Gutmenschen" wirklich besser, bei denen das Bedürfnis im Vordergrund steht, sich als "Retter" zu fühlen, die gerne ein leidendes Geschöpf aufnehmen, "alles" für das schutzlose Tier tun wollen, im Gegenzug aber erwarten, dass der arme Hund aus Dankbarkeit seine Liebe nur ihnen schenkt, als etwas, was ihnen ganz alleine gehört?
Wir haben die Wahl. Unser Hund nicht. Er ist uns ausgeliefert. Unser Hund gibt uns das Beste, was er hat. Er gibt sich selbst. Wir aber geben ihm nur, was wir an Zeit übrig haben. Und gerade seine wunderbare Anpassungsfähigkeit wird ihm manchmal zum Verhängnis ...
Mit freundlicher Genehmigung von Ursula Schneider , www.hovawart-info.de