Die Hundebox – Gebrauch und Missbrauch

 

Es ist noch nicht allzu lange her, da machte ich einen Hausbesuch bei einer Familie, die mich wegen kleinerer und größerer Probleme mit ihrem Hund eingeladen hatte. Erschreckt stellte ich fest, dass der junge Hund nicht nur tagsüber bis zu sieben Stunden in einer Hundebox warten musste, bis seine Zweibeiner wieder Zuhause waren, sondern zusätzlich dort auch noch die Nacht verbrachte, entfernt von seinen Menschen, die in den höheren Etagen des Wohnhauses schliefen.

In Summe war dieser Hund vom Rest der Familie mehr getrennt, als dass er mit ihr zusammenlebte. Er lebte während der Abwesenheit seiner Menschen hauptsächlich in diesem Hundekäfig, welcher ihm lediglich zugestand, sich aufzusetzen und einmal auf der Stelle zu drehen.

Daraus resultierende Probleme beim Hund oder in der Beziehung zwischen Hund und Mensch vermag aufgrund mangelnder Haltungsbedingungen kein Trainer dieser Welt zu lösen!!!

 

In vielen Artikeln, Ratgebern, Hundebüchern, Hundesendungen sieht, liest und hört man immer wiederkehrend den Tipp, mit einer Hundebox zu arbeiten. Mittlerweile gehören diese sogar schon zur Erstausstattung für den frisch gebackenen Hundebesitzer.

 Das, was wir unter Box, Kennel, Crate oder Zimmerkäfig verstehen, sind ursprünglich eigentlich „Behältnisse für den sicheren Transport“ unserer Hunde. Diese Boxen sind bei Flugreisen unentbehrlich und in vielen PKW oder Kombis ohne Trenngitter auch dringend anzuraten, um auf Reisen die Unversehrtheit der Hunde zu gewährleisten.

 

Immer häufiger jedoch hört und liest man Tipps, diese Boxen auch im Haushalt des Hundebesitzers zu nutzen.

Auch Trainer raten dann und wann zur Verwendung einer Hundebox im Haus, vor allem dann, wenn ein junger Hund Einzug gehalten hat. Die Box kann helfen, den Hund an einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus zu gewöhnen und ist nachts hilfreich, damit der Welpe nicht unbemerkt umherwandert und sich in der Wohnung löst. Ist die Wohnung nicht hundesicher (und das ist meist der Fall) und locken diverse Stromkabel und andere gefährliche Dinge, wenn der Hund eine Zeitlang unbeaufsichtigt ist, empfiehlt sich die Gewöhnung und die dortige kurzfristige Unterbringung.

 

Befürworter der Hundebox sprechen davon, dass Hunde diese Käfige als „natürliche Höhle“ verstehen. Doch warum muss man den Hund dann erst daran gewöhnen? Nur wenige Hunde akzeptieren sie nämlich auf Anhieb. In den meisten Fällen ist sie eine Einschränkung für die Hunde und es gibt lautstarken Boykott.

 

Richtig ist, dass die Box ein geschützter Rückzugsort für den Hund sein kann, in die er sich eigenständig zurückzieht. Oder sie wird genutzt, weil ein junger Hund in sehr lebhaften Haushalten auch schon mal eine Zwangsruhe erfahren muss, um nicht völlig überstimuliert zu sein. Nicht umsonst gilt auch bei jungen Hunden wie bei kleinen Kindern der Spruch: „Nach müde kommt doof!“ Und eine entsprechende Auszeit für sehr aktive Hunde ist manchmal nötig.

 

Richtig verstanden und genutzt, kann die Hundebox also ein hervorragendes Mittel bei der Hilfe zur Eingewöhnung und als Schutz im Alltagsgeschehen sein. Doch immer da, wo ein Mittel von Nutzen ist, besteht die Gefahr des Missbrauchs: Zunehmend hören wir von Fällen, in denen der Hund regelmäßig viele Stunden in diesem „Behältnis“ verwahrt wird. Aus unserer Sicht ist dies tierschutzrechtlich alles andere als akzeptabel!

Menschen, die die Box aus Bequemlichkeit nutzen und den Hund dort über Stunden einquartieren, machen sich durchaus strafbar! Nicht umsonst regelt das Tierschutzgesetz eine Minimalgröße für die sogenannte Zwingerhaltung (und die Betonung liegt auf „minimal“!!!)

 

Die früher häufiger zu findende Zwingerhaltung auf wenigen Quadratmetern geriet zurecht arg in die Kritik. Aber was haben wir heute? Zunehmend Menschen, die ihre Hunde stundenweise halten, wie in Sachen Platzbedarf nicht mal Kaninchen oder Meerschweinchen gehalten werden sollten!

Das deutsche Tierschutzgesetz schreibt für Hunde eine Zwingermindestgröße von mehreren Quadratmetern(je nach Größe des Hundes) vor. Gemessen an der Größe einer Hundebox (für einen mittelgroßen Hund meist unter 0,5 qm!!!) mutet das fast schon luxuriös an!

 

Immer wieder hören wir das Argument, dass der Hund in der Box verwahrt werden muss, weil er sonst die Wohnungseinrichtung zerstört. Anstelle aber die Ursache dafür zu erforschen, verwendet man die ursprüngliche Transportbox. Das Problem ist damit jedoch keineswegs behoben!

 

Dass gerade Welpen ihre Umwelt mit dem Maul erkunden und auch schon mal etwas anknabbern, ist normal und gehört dazu. Besonders während des Zahnens wird oft und viel an allem genagt.

Aber Hunde, die auch erwachsen ganze Wohnungseinrichtungen zerstören, zeigen damit ein inneres Ungleichgewicht und ernstzunehmenden Stress, der oft daher rührt, dass der Hund zu sehr sich selbst überlassen ist und seine sozialen Bedürfnisse nach Gemeinsamkeit, Sicherheit und Nähe nicht befriedigt werden.

 

Hunde sind sozial hochentwickelte Lebewesen mit dem Bedürfnis nach Nähe zur Gruppe oder zum Sozialpartner Mensch. Ihn aus Bequemlichkeit stundenlang wegzusperren ist in unseren Augen absolut inakzeptabel!

 

Fazit:

 

Die Hundebox kann sinnvoll genutzt werden, wenn...

  • der Hund sicher transportiert werden muss
  • sie kurzzeitig aus Sicherheitsgründen genutzt wird
  • der Hund krank ist und/oder sich schonen muss (z.B. nach einer OP)
  • der Hund einen Rückzugsort angeboten bekommt
  • der Hund typ- und entwicklungsbedingt für kurze Zeit eine „Auszeit“ bekommen muss (aber auch da sollte man sich fragen, warum der Hund überhaupt so überstimuliert ist, dass dies nötig ist)
  • die Box ein Schlafquartier in direkter Nähe zum Menschen ist und in ersten Nächten Hilfe zur Stubenreinheit sein kann.

 

© Hundeschule HARMONIE MIT HUND, Stefanie Gaden, 2023

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